Brauchte Gott ein Menschenopfer am Kreuz?

1868 fanden zwei Bauern in einem Kartoffelfeld bei Ardagh(Irland) einen der ältesten und schönsten Abendmahlskelche Europas. Der heute im Nationalmuseum Irlands ausgestellte „Ardagh Kelch“ stammt aus dem 8. Jahrhundert. Damals feierten Iren mit diesem Kelch ihren Retter und Erlöser, der für sie aus Liebe als einmaliges Opfer und Lamm Gottes sein Blut vergossen hatte. Einige Generationen vor ihnen hatten ihre Vorfahren an heiligen Orten Tier- oder in einigen Fällen Menschenopfer darbringen müssen, um ihre Götter zu besänftigen. Das Herz der Iren, die das Abendmahl mit dem Kelch feierten, muss voller Dank gegenüber ihrem Gott Jesus Christus gewesen sein, der für sie selbst zum Sühneopfer wurde und keine Tier- oder Menschenopfer von ihnen verlangte.

Matthias Langhans, Leiter von Campus Österreich wuchs selber in Japan auf, wo es auch heute normal ist, dass man den Geistern und Gottheiten Opfer darbringt, um sie zu besänftigen. In unserer Kultur scheinen das Opfern, das Besänftigen und Manipulieren von Gottheiten weit weg zu sein. Oder haben wir in unserer Gesellschaft auch die Tendenz, Gott oder das „Schicksal” durch unsere guten Taten zu „manipulieren”?

Das biblische Sühneopfer ist kein Opfer, bei dem Gott besänftigt oder manipuliert werden muss. Genau das Gegenteil ist der Fall: Gott selbst entscheidet sich, wie beim Bundesschluss mit Abraham deutlich wird (1. Mose 15), dass ER den Bund hält und die Konsequenzen übernimmt. Gott geht dabei für Abraham wie ein rauchender Ofen durch das Opfer und übernimmt damit die Konsequenzen für einen Bruch des Bundes. Denn er weiß, dass Abraham den Bund nicht halten kann. Es ist also eine Kehrtwende, von dem Opferverständnis, das um Israel herum herrschte. Gott selber ist initiativ.

Genau das geschah beim neuen Bund, von dem Jesus beim letzten Pessach sprach: „Dieser Becher ist der neue Bund, besiegelt mit meinem Blut, das für euch
vergossen wird.“ Unfassbar! Gott selbst wird zum Sühneopfer, vergießt sein Blut aus Liebe zu uns und übernimmt unsere Rolle. Dadurch wird das Kreuz zu dem den Kosmos verändernden Ort, wo die Finsternis und Bosheit entmachtet werden. Das Kreuz wird zum Austauschort, wo unsere Sünde getragen wurde, damit wir Gerechtigkeit, Erlösung, Freisetzung und Heilung erfahren können.

Das Kreuz ist der Ort, wo Frieden und Versöhnung in die Welt hereinbrechen. Danach hatten sich die Welt, die Menschen und die Schöpfung gesehnt. Wir können auch heute vom Abendmahlskelch in fester Gewissheit trinken, dass uns durch Jesu Hingabe am Kreuz vergeben wurde, wir entschämt sind und die Angst überwunden ist. Der Sieg ist errungen und an diesem Sieg am Kreuz und der Auferstehung können wir uns festmachen – gerade wenn uns die Bosheit, Tod und Leid wie große Wogen hin- und herreissen. Aber das sind nur noch Wogen, die schäumen. Sie ändern allerdings nichts mehr an der Tatsache, dass Jesus dies alles durch den Kreuzestod überwunden hat, auferstanden ist und richten wird. Seine unfassbare Liebe hat diesen Weg geebnet!